Kaitos Aversion gegen die Transportbox oder der Tag, an dem er entschied, dass er allein schlafen möchte

Ich hatte im Vorfeld ausgiebig zum Thema „erste Nächte mit einem Welpen“ recherchiert und viel darüber nachgelesen, damit ich auch ja nichts falsch mache. Man soll den kleinen Hund ja auf keinen Fall traumatisieren und gleich zu Beginn allein lassen, wenn er gerade erst von seiner Hundefamilie getrennt wurde. Auf der anderen Seite muss er aber auch lernen, ruhig ohne seine Geschwister und Mutter zu schlafen.
Wir haben uns also überlegt, dass wir seine Transportbox neben unser Bett stellen werden, bestückt mit einer Decke aus seinem alten Zuhause und einem Kuscheltier, um ihm das „Alleinsein“ etwas einfacher zu gestalten. Wir waren dann auch direkt vor dem Schlafengehen noch mit ihm draußen, damit er sich erleichtern konnte und sind dann guter Dinge ins Bett gegangen. Eine Hand von mir hatte ich dabei immer mit in der Transportbox, damit er meine „Nähe spüren“ konnte.
Wie nicht anders zu erwarten, hat er ganz schön gewinselt, sobald das Licht aus war und sich nichts mehr bewegt hat. Er hat dann ein paar Runden durch die Transportbox gedreht, hat sich aber irgendwann halbwegs beruhigen lassen. Nachts hat er sich durch lautstarkes Winseln erneut bemerkt gemacht und wir sind gleich mit ihm nach draußen. Unsere Intuition hat gestimmt und Kaito hat sich im Garten erleichtert. Danach ging es dann wieder zurück ins Schlafzimmer (für ihn in die Transportbox, für uns ins Bett).
Die nächste Nacht verlief ähnlich, aber die darauffolgenden Nächte wurden eher schlimmer als besser und Kaito ist randalierend in seiner Transportbox herumgesprungen, hat an den Wänden gekratzt und versucht aus der Öffnung oben herauszuspringen – oder alternativ auch zu klettern. In der vierten Nacht haben wir seine Transportbox etwas erhöht gestellt, damit wir die Box oben zulassen konnten. Wir haben dann einfach einen Arm durch die Seitenöffnung hineingesteckt und versucht ihn so zu beruhigen, was halbwegs geklappt hat, aber es hat trotzdem abends locker eine halbe Stunde gedauert, bis er sich halbwegs beruhigt hatte und wir schlafen konnte.
Mein Partner und ich haben abwechselnd die Nächte neben ihm geschlafen, dafür ist jeweils der andere mit ihm für die Pipipausen nach draußen gegangen.
Nach anderthalb Wochen wurde es dann immer noch nicht besser, im Gegenteil. Kaito hat in seiner Box gewütet wie ein wahnsinniger, hat am Reißverschluss gekaut und an den Wänden gekratzt. Da hat alles beruhigen nichts mehr geholfen, die Nächte wurden auch kürzer für uns. Ich habe dann schließlich kapituliert. Am nächsten Tag habe ich die Transportbox aus dem Schlafzimmer verbannt und stattdessen sein Hundebett abends zum Schlafengehen neben unser Bett gelegt. Dabei habe ich einfach die Hoffnung gehegt, dass wir es schon mitbekommen, wenn er nachts aufwacht, weil er raus muss.
Kaito war wohl etwas verwundert ob der neuen Situation, aber immerhin war der abendliche Terz damit erledigt und er hat nur ein paar Runden durchs Schlafzimmer gedreht, ehe er sich endlich dazu entschieden hat, sich doch noch hinzulegen. Eine Hand auf dem Hundebett haben wir dann also deutlicher schneller Schlaf gefunden, als die Nächte davor.
Tatsächlich sind wir dann auch beide nachts wach geworden, als Kaitos kleinen Pfoten über das Parkett getapst sind. Sobald das Geräusch an unsere Ohren drang, hat einer von uns Kaito geschnappt, der andere hat sich einen Bademantel übergeworfen und ist mit ihm in den Garten rausgegangen.
Das hat die folgenden drei Wochen recht gut funktioniert. Zweimal waren wir leider nicht schnell genug und während wir noch aus dem Bett gehüpft sind, hat er auch schon seine Pfütze gemacht. Rausgetragen wurde er trotzdem noch – für den Lerneffekt. Der andere durfte in der Zwischenzeit die Pfütze beseitigen.
Nach etwas mehr als einem Monat bei uns durften wir dann auch die ersten Nächte genießen, in denen Kaito nachts nicht mehr nach draussen musste, was für eine wohltat. Die erste durchgeschlafene Nacht war kaum zu fassen.
Aber dann fing das Drama von vorne an. Kaito hat abens im Schlafzimmer Terz gemacht, ist ständig hin- und hergerannt, hat wie ein wilder an seinem Bett gezerrt und keine Ruhe gegeben. Zumindest sehr lange nicht.
Drei Abende haben wir das Spiel gemacht, dann hatte ich genug davon. Also: Tür auf und Kaito, der eben noch wie wild an seinem Bett gezerrt hat, ist hinausgeflitzt. Ich wusste ja, das er sich erst erleichter hatte, also konnte das nicht der Grund gewesen sein. Als nach fünf Minuten immer noch nicht zu uns zurückgekommen ist, habe ich dann mal vorsichtig hinausgeschaut. Er hat sich mitten in den Flur gelegt und dort zusammengerollt. Zur kurzen Erklärung: Bei uns sind Flur, Wohnzimmer, Esszimmer und Küche ein kompletter Bereich.
Schulterzuckend haben wir dann das Licht gelöscht und sind ins Bett gegangen. Die Tür haben wir aber offen gelassen. Wenn Kaito gewollt hätte, hätte er ja wieder zu uns gekonnt. Aber wenn er den Schlafplatz draussen bevorzugte, dann wollten wir ihm das nicht nehmen. Da wir ja schon ein paar Nächte ohne Pipipausen hinter uns hatten, war ich auch in diesem Punkt ganz guter Dinge.
Und tatsächlich: Kaito hat die ganze Nacht draussen geschlafen. Das war der Beginn seines Alleinschlafens, ganz allein gewählt. Und ich hatte im Vorfeld noch gelesen, dass vor allem das Hinausbringen aus dem Schlafzimmer später sehr schwierig werden würde. Tja, Kaito hat eben seinen eigenen Kopf.
Am nächsten Tag habe ich es mir dann gespart, sein Bett zu uns ins Schlafzimmer zu legen. Stattdessen blieb es im Wohnzimmer. Ich habe ihm aber tortzdem neben unser Bett eine Decke gelegt, damit er für den Fall dort schlafen konnte. Diese Möglichkeit hat er aber nicht genutzt, bis ich sie irgendwann komplett weggeräumt habe.
In den drei Monaten, die er nun schon allein schläft, sind uns vielleicht sechs Malheure passiert, die Hälfte davon selbst verschuldet, weil wir dachten, eine Stunde vor dem Schlafengehen würde genügen, damit er sich erleichtern kann. Merkzettel für uns: Nein, es reicht nicht.
Die Tür zu unserem Schlafzimmer bleibt auch weiterhin offen. Und es ist manchmal ungeheuer niedlich, wenn er früh morgens mit seinem Kuscheltier im Maul an unser Bett kommt. Manchmal – denn nicht ganz so niedlich ist es, wenn er frühs um fünf entscheidet, dass die Nacht vorbei ist und im Wohnzimmer Radauz veranstaltet. Aber das ist eine andere Geschichte.



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