Dieser Beitrag hat leider doch etwas länger gedauert, bis er seinen Weg aus meinem Kopf letztendlich zum geschriebenen Wort gefunden hat.
Ich hatte schon im vorigen Beitrag über unsere Wanderung in der Pfalz anklingen lassen, dass unser Hunger aufs Wandern noch lange nicht gestillt war. Da wir im September noch mehr als eine Woche Urlaub zur Verfügung hatten, begann nach unserer Rückkehr gleich die Planung für die nächste Mehrtageswanderung.
Zuallererst setzten wir die Änderungen auf unserer Packliste um und ergänzten und erneuerten die Gegenstände, die uns noch fehlten, bzw. mit denen wir nicht ganz zufrieden waren. So starteten wir unsere Tour in den Steigerwald beide mit neuen Rucksäcken, die wir uns nach eingehender Beratung im Laden ausgesucht hatten. Für mich war das ein Osprey Kestrel, mein Partner hat sich einen Deuter Aircontact Lite ausgesucht. Außerdem sind bei uns zwei neue Isomatten eingezogen, da die Vorgänger zu wenig isolierende Wirkung hatten (sie waren auch gar nicht dafür ausgelegt) und wir auch im Frühjahr oder Herbst unterwegs sein wollten.
Nachdem das erledigt war, sahen wir uns nach einer passenden Route und vorhandenen Trekkingplätzen im Steigerwald um. Dieses Mal durften unsere Tagesetappen gern etwas länger sein. Eine Route war dann schnell gefunden und mithilfe von Komoot habe ich sie dann noch auf unsere Übernachtungsmöglichkeiten und Quellen, die auf dem Weg zu finden waren, angepasst. Die Trekkingplätze waren dann auch schnell gebucht und das Buchungsportal verriet uns bereits, dass wir auf unserer Wanderung wohl allein übernachten würden.
Die Vorfreude stieg und nachdem wir die verbliebenen Tage zum Ausruhen genutzt hatten, ging es am Sonntag früh um 7 Uhr los, bepackt mit frischem Kaffee und Brötchen, die wir uns unterwegs im Auto gönnten.
Kaito war noch recht verschlafen und schien nicht allzu begeistert, als wir ihn ins Auto verfrachteten. Die Autofahrt zum Schlafen nutzen wollte er allerdings auch nicht.
Im Steigerwald angekommen parkten wir unser Auto nahe bei Ebrach am Baumwipfelpfad. Da es um die Uhrzeit noch recht frisch war, zogen wir unsere Jacken über und starteten dann in der kühlen Morgenluft unsere Tour.
Der erste Kilometer verlief durch den Park des Baumwipfelpfades, bis wir schließlich abbogen und unserer Route durch den Steigerwald folgten. Der Weg verlief hauptsächlich durch Wälder, was uns, nachdem kurze Zeit später die Sonne aufgegangen war, sehr willkommen war.



Die erste Tagesetappe ließ sich sehr schön erwandern. Kaito lief das erste Stück problemlos mit uns, wollte dann aber stellenweise getragen werden, da es ihm einfach zu weit wurde. Nach 17,5 km und 430 Höhenmetern erreichten wir den ersten Trekkingplatz. Was uns etwas im Vergleich zu den Trekkingplätzen in der Pfalz überraschte, war die direkte Lage an einem breiten Schotterweg, der durch den Wald verlief. Die Trekkingplätze in der Pfalz waren ja alle immer recht gut versteckt gewesen. Hier im Steigerwald konnte man regelrecht über den Platz stolpern. Wie bereits erwartet, hatten wir den gesamten Trekkingplatz für uns allein und konnten so die Stille des Waldes genießen.
Nachdem wir unser Zelt auf einer ebenen Fläche aufgeschlagen hatten, sind wir dann noch einmal losgezogen und haben unsere Wasservorräte an einer nahegelegenen Quelle aufgefüllt, wobei wir wieder einmal froh über unseren Wasserfilter waren. Zurück am Zeltplatz haben wir uns noch einen Kaffee gekocht und ein paar Runden Karten gespielt, ehe wir uns daran machten, die Trekkingnahrung zu testen, die wir uns für diese Wanderung extra im Vorfeld gekauft hatten.
Bei unserer vorigen Wanderung war unser Essensvorrat ja leider etwas knapp bemessen gewesen, diesen Fehler wollten wir dieses Mal nicht wieder machen. Außerdem hatten wir uns für diese Tour vorgenommen, dass wir nicht wie beim letzten Mal Essen unterwegs dazukaufen würden. Wir hatten für die gesamten vier Tage all unsere Vorräte dabei (das Wasser natürlich ausgenommen, das mussten wir uns nach wie vor aus Quellen oder von Friedhöfen holen). Das Essen erwies sich geschmacklich als passabel, satt geworden sind wir in jedem Fall. Nach dem Essen zogen wir uns dann recht zügig zum Schutz vor den Mücken ins Zelt zurück.
Die Nacht hat uns leider wieder einmal gezeigt, dass Kaito sich erst einmal ans Zelt gewöhnen muss, obwohl wir dachten, dass er das nach der neuntägigen Trekkingtour in der Pfalz bereits getan hätte. Leider weit gefehlt. Mein Partner war zweimal nachts mit ihm draußen und es hat lange gedauert, bis Kaito sich beruhigt und sein Plätzchen zum Schlafen gefunden hatte.
Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück gleich weiter. Was das Zusammenpacken des Zelts betraf, waren wir ja mittlerweile geübt und jeder Handgriff saß. An diesem Tag führte uns die Route vor allem durch die Weinberge und vorbei am Schloßberg bei Zell am Ebersberg, was uns so einige schöne Ausblicke eröffnet hat – die Steigungen in der teils prallen Sonne waren aber auch nicht zu verachten gewesen. Immerhin waren es an diesem Tag nur knapp 15 km und 300 Höhenmeter, weshalb wir mittags eine längere Pause zwischen den Weinbergen auf dem Schloßberg einlegten. Kaito hat es sogar geschafft, ein wenig vor sich hin zu dösen. Vor allem aber das letzte Stück zum Zeltplatz hatte es in sich, denn der Trekkingpfad verlief durch dichtes Gestrüpp und meterhohe Brennnesseln, was mich so manches Mal über meine kurze Hose fluchen ließ. Kaito ist die Wegstrecke super mitgelaufen und musste nur über wenige kurze Etappen getragen werden. Unser Wasser haben wir am Friedhof in Zell am Ebersberg aufgefüllt, wodurch wir dann leider das Wasser noch das letzte Drittel der Strecke tragen mussten. Eine Quelle stand jedoch in der Nähe des zweiten Trekkingplatzes nicht zur Verfügung.



Der Zeltplatz an diesem Abend war schön gelegen und wie bereits am Vortag hatten wir den Platz komplett für uns allein. Feuerholz war zu unserer Freude ebenfalls ein wenig vorhanden und da die Abende mittlerweile deutliche kühler waren, entschieden wir uns dazu, ein Feuer anzuschüren. Das Zelt haben wir ganz in die Nähe der Feuerstelle gestellt, wodurch es auf dem Platz schön gemütlich war. An diesem Abend machten wir dann auch das erste Mal Bekanntschaft mit dem Wart des Trekkingplatzes und er erkundigte sich, ob bei uns alles passen würde.
Während das Essen vor sich hin köchelte, warfen wir einen Blick auf den Wetterbericht für die kommenden beiden Tage, die wir ja noch unterwegs sein würden. Leider verhieß der jedoch nichts allzu gutes. Für die Nacht von Dienstag auf Mittwoch war viel Regen gemeldet, ebenso wie den ganzen Mittwoch über. Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, dass mir das Wetter vollkommen gleich sein würde. Unser Zelt hatte ja schon bei der letzten Wanderung bewiesen, dass es selbst dem größten Regen standhalten konnte. Irgendwie hatte ich aber keine Lust, in der kommenden Nacht im Platzregen zu schlafen und am letzten Tag ein tropfnasses Zelt abbauen zu müssen.
Mein Ehrgeiz war geweckt und hochmotiviert schlug ich vor, dass wir die letzten beiden Tagesetappen auch zusammenlegen könnten. Für meinen Vorschlag erntete ich vor allem erst einmal Skepsis und wir entschieden uns, die endgültige Entscheidung auf den nächsten Morgen zu vertagen. Die Idee wollte mich jedoch den Abend über nicht mehr loslassen. Da ich schon länger wissen wollte, welche Kilometeranzahl wir maximal mit Gepäck und Hund an einem Tag schaffen würden, begeisterte mich die Idee zunehmend.
Nach einer verhältnismäßig entspannten Nacht, in der Kaito zum Aufwärmen immer wieder in meinen Schlafsack gekrochen ist, entschieden wir uns am darauffolgenden Morgen dazu, dass wir die beiden verbleibenden Tagesetappen zusammenlegen würden. Ich jubelte innerlich, mein Partner blieb jedoch weiterhin skeptisch und war nicht sonderlich begeistert. Nachdem ich noch einmal unseren Routenverlauf überprüft hatten, stellte ich fest, dass wir nicht, wie ursprünglich gedacht, 32 km vor uns haben würden, sondern höchstens 27 km, da wir uns den Umweg zum dritten Zeltplatz sparen konnten.
Nach dem Frühstück packten wir recht zügig zusammen, um so schnell es ging unsere Monstertagesetappe in Angriff zu nehmen. Zwischendrin lief Kaito recht gut mit, phasenweise mussten wir ihn aber tragen, da er keine Lust hatte, unser strammes Tempo auf die Dauer mitzuhalten. Dieser Tag hatte es jedenfalls gut in sich und hielt noch einige schöne Steigungen für uns bereit. Unter anderem ging es noch einmal hinauf zu einer Burgruine. So kamen wir am dritten Tag auf 650 Höhenmeter und eine Distanz von 27 km.
Gegen Mittag passierten wir die Stelle, an der der Weg zum dritten Trekkingplatz abgezweigt hätte. Ein bisschen Zweifel keimten auf und die Hitze des Tages zeigte deutlich, dass wir uns da ein ganz schönes Mammutziel vorgenommen hatten. Aber danach gab es kein Zurück mehr. Wir füllten auf dem Weg unsere Trinkvorräte an einem Friedhof auf und später kamen wir noch einmal an einer Wasserquelle vorbei, dem Eselsbrunnen. Immerhin sparten wir uns an diesem Tag das Tragen von überflüssigem Wasser, das wir sonst fürs Kochen und den nächsten Morgen gebraucht hätten.
Nach einer Pause an der Burgruine Stollburg ging es durch die Weinberge wieder hinab. Die übrige vor uns liegende Strecke schien überschaubar. Was ich jedoch nicht vorausgesehen hatte, waren die zunehmenden Schmerzen in den Füßen und der Hüfte. Jetzt hieß es Zähne zusammenbeißen und Kaito motivieren. Und man muss sagen, er hat sich wirklich wacker geschlagen.
Das letzte Stück des Weges führte dann wieder durch den Park am Baumwipfelpfad und hat mit einigen schönen Stellen aufgewartet, die die Fantasie ordentlich anregten. Es war früher Abend, als wir endlich den Parkplatz erreichten. Schnell waren die Rucksäcke im Kofferraum verstaut und dann ging es an die Heimfahrt. Die Füße waren mehr als froh, endlich eine Pause haben zu dürfen – und wir ebenfalls.



Das Fazit: Ja, 27 km sind machbar, aber auch echt anstrengend. Wenn Kaito mal solche Strecken zuverlässig allein läuft, können wir solche Distanzen sicherlich wiederholen, unsere Wohlfühldistanz wird das aber sicherlich nicht werden. Die liegt dann eher bei 17 – 22 km pro Tag. Froh war ich aber trotzdem, dass wir dem Regen entkommen waren. Und so sehr wie an diesem Abend hatte ich mich wohl schon lange nicht mehr auf unsere Dusche und das Bett gefreut.
Die neuen Rucksäcke waren auf jeden Fall eine gute Investition gewesen und vor allem die Isomatten hatten einen deutlichen Unterschied gemacht, was den Komfort und die Isolierung zum Boden hin betraf, gerade in den kälteren Nächten.
Was Kaitos Ambitionen beim Laufen anging, hatte er nach unserer Wanderung einen gewaltigen Sprung gemacht. Die erste Woche war er eher etwas faul und außer unseren täglichen normalen Runden hatten wir ihn kaum gefordert. Doch schon die nächste Tour eine Woche später hat er komplett allein bewältigt und uns damit ordentlich überrascht, indem er die 15 km durchmarschierte, er dabei immer voraus.
Wenn du Lust hast, unsere Tour nachzuwandern, findest du die drei Routenabschnitte in meinem Komoot-Profil.
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