Unterwegs in Schottland

Teil I: Der Nationalpark Loch Lomond & The Trossachs

Ausblick vom Ben A'an

Ein lang gehegter Traum wird Wirklichkeit: Unser diesjähriger Urlaub führt uns nach Schottland mit seiner ungestümen und rauen Landschaft. Den zahlreichen erhaltenen Schlössern und Burgruinen. Den unvergleichlichen Munros, spektakulären Wanderwegen und der Einsamkeit, in der man die Ruhe und die Landschaft genießen kann.

Für die Anfahrt nach Schottland haben wir einen Weg gesucht, der möglichst stressfrei für Kaito sein würde. Ein Flug schied damit schon mal aus. Nach einiger Recherche haben wir uns auch gegen die Fähre entschieden. Kaito ist niemand, der sich gern länger in einen Raum einsperren lässt, zumindest nicht, wenn dieser nicht unser Wohnzimmer ist. Als letzte Möglichkeit blieb uns daher also noch der Eurotunnel und damit der Zug, auf den wir mit unserem Auto fahren konnten. Das Ticket war schnell gebucht, nachdem wir unseren Reisezeitraum erst einmal abgesteckt hatten. Fest stand: Wir wollten nicht nur die typischen zwei Wochen, sondern gleich vier Wochen verreisen. Die Hin- und Rückfahrt von jeweils zwei Tagen musste sich immerhin auch lohnen.

Kommen wir also gleich zur Anfahrt. Da wir ja im Herzen der fränkischen Schweiz leben, ist es ein gutes Stück bis nach Calais in Frankreich. Für die Fahrt haben wir rund zehn Stunden gebraucht, wobei Kaito glücklicherweise die komplette Fahrt verschlafen hat. Bis auf zwei kurze Pausen für ihn hat er es sich in seiner Hundebox gemütlich gemacht und war völlig entspannt.

In Calais angekommen haben wir dann zügig unser kleines Zimmer bezogen und sind dann erstmal eine ausgiebige Runde durch die Stadt spaziert, haben uns selbst eine Kleinigkeit zum Essen geholt und uns dann in einen Park zurückgezogen.

Anders als auf der Fahrt war Kaito wenig begeistert, als es dann in unsere Unterkunft ging. Ich erwähnte ja bereits, dass er keine engen, geschlossenen Räume mag. Noch viel weniger mag er es, mit uns in einem Raum zu schlafen. Er ist eben ein typischer Shiba-Eigenbrötler.

Dazu kam, dass die Wände des Zimmers wohl nicht viel dicker als eine Pressspanplatte waren und man demnach alles und jeden ringsherum gehört hat. Kaito natürlich auch. Die erste halbe Stunde haben wir uns noch bemüht, ihn irgendwie zu beruhigen, dann hat mein Partner die Hundebox aus dem Auto geholt, in die wir Kaito kurzerhand hineinsperren mussten und ihn rigoros zur Ruhe fordern mussten. Nach einer weiteren Stunde (in der zwischendrin immer mal ein anderer Hund irgendwo im Haus gebellt, oder laute Gespräche durch unsere Zimmerwände gedrungen sind) war dann glücklicherweise endlich Ruhe und wir konnten mehr oder weniger gut schlafen.

Am nächsten Morgen ging es dann um 5 Uhr wieder aus den Federn. Nach einer kurzen Runde mit Kaito wurde alles zügig im Auto verstaut (inklusive Hund in der Hundebox) und wir machten uns auf den Weg zur Anmeldung am Eurotunnel. Wer einen Hund dabei hat, muss noch mal extra zur Pet-Reception und dort sein Tier registrieren, um diese Uhrzeit waren wir aber glücklicherweise die Ersten und es ging wirklich zügig. Wir waren aber überhaupt die Ersten und sind dann etwas planlos durch die Station gefahren, bis wir endlich das Terminal erreicht haben, zu dem wir mussten.

Fünfzehn Minuten vor Abfahrt ging es dann auch schon los und wir durften in den Zug fahren. Die Wartezeit haben wir damit zugebracht, zu frühstücken, während Kaito entspannt in seiner Box gedöst hat. Auch im Zug war er super entspannt und wir haben die Wartezeit und Fahrt mit einem Hörbuch überbrückt.

Mit einer halben Stunde Verspätung (gehörte der Zug zur Deutschen Bahn?) kamen wir dann in Folkestone an, wo wir zügig vom Zug herunterfahren konnten. Dort haben wir uns noch einen Kaffee geholt und haben Kaito erstmal ein bisschen durch die Gegend laufen und schnüffeln lassen. Dann ging es aber auch schon wieder weiter, immerhin wollten wir bis abends Strathyre erreichen, was bedeutete, dass wir noch einmal die gleiche Entfernung wie am Vortag zurücklegen durften.

Nach mehrmaligem Fahrerwechsel (wir hatten uns recht schnell an den Linksverkehr gewöhnt, selbst die Kreisverkehre sind gar nicht so schwierig, wie anfangs gedacht), erreichten wir gegen 18 Uhr unsere Ferienwohnung. Wobei, das ist gelogen, so einfach war es auch wieder nicht. Wir haben unsere Ferienwohnung nämlich gar nicht gefunden. Und die Anfahrtsbeschreibung hat uns auch leider nicht so richtig weitergeholfen. Nachdem wir eine Weile herumgeirrt waren, habe ich den Mitarbeiter eines Cafés am Stadtrand um Hilfe gebeten. Er hat uns gleich weiterhelfen können, denn seine Chefin wohnte zufälligerweise im Haus neben unserer Ferienwohnung und er hat uns sogar auf Google Streetview die genaue Lage beschrieben.

Nachdem wir ausgepackt hatten, haben wir gleich eine Runde durch den Garten gedreht (der leider nicht hundesicher war, da die kleinen Mäuerchen im hinteren Teil für Kaito wohl eher eine Treppe gewesen wären) und haben zu unserer Freude festgestellt, dass man durch das hintere Gartentürchen direkt in die dahinterliegenden Hügel gelangen konnte. Perfekt also für unsere morgendlichen und abendlichen Spazierrunden mit Kaito.

Die zweite Nacht war leider noch schlimmer als die erste. Unsere Nachbarn hatten ebenfalls Hunde, in deren Bellen Kaito immer wieder mit eingestiegen ist. Auch schwierig gestaltete sich die Vorgabe, dass die Hunde nicht in den ersten Stock durften, wo die Schlafzimmer liegen. Kaito, der es normalerweise gewohnt ist, vom Wohnzimmer in unser Schlafzimmer spazieren zu können, kam überhaupt nicht damit klar, dass er nicht wusste, wo wir waren. Nachdem ich das dritte Mal in der Nacht wach wurde, weil er im Stockwerk unter uns gejault hat, ohne sich von selbst wieder zu beruhigen und er auch in seiner Box nicht zur Ruhe kam, haben wir ihn kurzerhand samt Box zu uns ins Schlafzimmer getragen. Dort mussten wir ihn noch einmal zur Ruhe aufrufen, und dann kehrte endlich wirklich Stille ein und wir konnten alle schlafen. Ich kann schon jetzt vorweg sagen, dass wir das die restlichen Nächte so beibehalten haben – zu unserem Frieden und dem der Nachbarn.

Da mein Partner sich kurz vor unserem Urlaubsbeginn unglücklicherweise das Knie verletzt hatte, war unklar, wie lange wir unsere Touren im Urlaub gestalten konnten. Wir begannen am nächsten Tag also mit einer kleineren Runde von fünf Kilometern, die in Aberfoyle startete und erst durch ein Moor verlief und dann einen Waldweg entlang. Die Runde war wirklich schön und für den Einstieg super. Durch das Moor führte eine hölzerner Steg, damit man trockenen Fußes hindurchlaufen kann. Leider ist Kaito kein großer Freund von Holzbrücken. Wir sind immer schon ganz stolz, wenn er es trotzdem mal schafft, drüber zu laufen. Wie auch in diesem Fall. Nur auf halbem Weg ist er dann doch abgesprungen und kurzer Hand in einem Busch gelandet. Im ersten Moment war er ebenso perplex wie wir über seine unsanfte Landung, hat sich dann aber aufgerappelt und ist neben uns hergestapft (und hat sich dabei ein paar schwarze Socken geholt).

Im Anschluss an unsere kleine Wanderung sind wir noch nach Callander zum Einkaufen gefahren, und um Geld abzuholen. Bis dahin hatten wir alles mit Karte bezahlt, was übrigens super funktioniert. Wir hatten innerhalb der ersten zwei Wochen nur einmal das „Problem“, dass wir nicht mit Cash bezahlen durften und das war beim Essen gehen (da vermutlich das Lesegerät bei ihnen kaputt).

Am nächsten Tag ging es wieder nach Aberfoyle gefahren und haben dieses Mal eine etwas größere Waldrunde gedreht, die dieses Mal sieben Kilometer lang war und zwischendurch einen tollen Ausblick auf die umliegenden Hügel bot. Was übrigens in Schottland super ist, wenn man mit Hund wandert: Man findet wirklich überall eine Wasserstelle, an der der Vierbeiner trinken kann. Kaito hat das Wasser, das wir ihm in seiner Wasserflasche durch die Gegend getragen haben, jedenfalls so gut wie nie gebraucht.

Nach unserer Wanderung sind wir anschließend in Strathyre noch ins Broch Café. Richtig, dort, wo wir die tolle Hilfe bekommen hatten, als wir unser Cottage nicht finden konnten. Solltest du mal in Strathyre sein, kann ich das Café nur wärmstens empfehlen. Die Mitarbeiter sind alle super freundlich und das Essen ist richtig lecker. Kaito hat währenddessen im Auto gewartet und geschlafen.

An unserem dritten Tag (ja, wir sind wieder in der Nähe von Aberfoyle gestartet) war die Tour zwar kürzer, dafür aber deutlich anstrengender, da wir einige Höhenmeter zu meistern hatten. Es ging hinauf auf den Ben A’an, von dem man einen atemberaubenden Ausblick auf die umliegende Landschaft hat. Auch währenddessen hat der Weg landschaftlich gepunktet und die Tour war in jedem Fall eines unserer Highlights in der ersten Woche. Kaito hatte auch seinen Spaß. Da er recht gern zieht und ohnehin immer am Geschirr läuft, habe ich ihn über die Zugleine am Hüftgurt befestigt und ihn vorauslaufen lassen. Bis auf wenige Korrekturen hat er den Weg immer prima gefunden und ich hatte auf diese Weise die Hände immer frei, was in felsigem Gelände sowieso besser ist.

Bei der nächsten Tour haben wir uns dann in zweifacher Hinsicht gesteigert: Es waren nicht nur mehr Höhenmeter als auf den Ben A’an hinauf, sondern es wurde auch unsere bis dahin längste Runde mit etwas mehr als neun Kilometern. Gestartet sind wir beim Loch Lomond, von wo aus wir einem idyllischen Trail entlang des Sees gefolgt sind, bis wir bei Balmaha abgebogen und den Anstieg zum Conic Hill begonnen haben. War es anfangs noch sonnig, wurde es zunehmend windiger, je weiter wir hinaufkamen und irgendwann setzte dann noch ein steter Regen ein, der uns ziemlich durchnässte. Ab der Mitte des Aufstiegs legte sich auch noch Nebel ums uns herum und vermieste uns leider etwas die Aussicht. Oben angekommen haben wir nur einen kurzen Blick ringsherum in das trübe Grau geworfen und haben dann zügig wieder den Abstieg begonnen. Der stürmische Wind auf der Ebene hat uns beinahe von den Füßen gefegt. Glücklicherweise wurde weiter unten das Wetter dann wieder deutlich schöner und in Balmaha angekommen waren unsere Kleider auch wieder trocken. Beim Blick zurück durften wir auch feststellen, dass die Kuppe des Conic Hill mittlerweile wieder klar zu erkennen war, wir hatten offenbar einen ziemlich schlechten Zeitpunkt für unseren Aufstieg abgepasst. Dafür begleitete uns auf dem Weg entlang des Loch Lomond zurück Sonnenschein.

An unserem letzten Tag in der Gegend haben wir wieder eine etwas kürzere Rundwanderung gewählt, ab Killin. Hier befinden sich die Falls of Dochart, die durch das Zentrum der kleinen Stadt fließen. Die Wasserfälle wirken beinahe malerisch, wie sie vor der Kulisse der Highland-Hügel unter der Bogenbrücke der Stadt hindurchströmen.

Zum Abschluss sind wir an diesem Abend noch ein weiteres Mal ins Broch Café gegangen. Immerhin war es die letzte Gelegenheit, ehe es am nächsten Tag weiter in Richtung Norden gehen würde.

Hier geht’s zu Teil 2, Teil 3 und Teil 4

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