Teil II: Inverness und der Cairngorms-Nationalpark

Die erste Woche war doch schneller vorbei als erwartet. Auf dem Weg weiter hinauf in den Norden Schottlands und zu unserem nächsten Cottage war ein Abstecher beim Blair Castle geplant. Da der Tag bewölkt und angenehm kühl war drehten wir zuerst eine große Runde mit Kaito durch die Schlossgärten und ließen ihn dann für unseren anschließenden Rundgang durch das Castle im Auto zurück. Was uns besonders gefreut hat, waren die extra als „Dog Car Park“ ausgezeichneten Parkplätze unter den Bäumen, sodass ausreichend Schatten geboten war. Das Schloss war nicht nur historisch gesehen sehr interessant und enthielt einige tolle Exponate aus den letzten Jahrhunderten, die Zeuge der schottischen Geschichte waren. Blair Castle hatten wir auch zu Recherchezwecken für mein aktuelles Buchprojekt angepeilt. Ein Besuch ist es in jedem Fall wert.
Von dort aus war es dann auch gar nicht mehr so weit bis nach Inverness und Nairn, wo wir in der Nähe unser neues Cottage hatten. In Nairn haben wir dann gleich noch einen Abstecher ans Meer gemacht und eine schöne Runde mit Kaito am Strand gedreht. Er war natürlich gleich wieder von den vorüber fliegenden Möwen begeistert und wäre ihnen am liebsten hinterhergejagt. Allerdings sind wir immer noch nicht so weit, dass wir ihn von der Leine lassen könnten. Dafür ist die lange Schleppleine im Gepäck, die uns extra noch von einer lieben Freundin vor dem Urlaub hergestellt wurde. Da sie aus Biothane besteht, lässt sich davon prima der Sand (oder alternativ auch Schlamm) abwaschen und sie trocknet sehr schnell. Unsere alte Schleppleine wird jedenfalls keine Benutzung mehr finden, die ist leider selbst nach der Waschmaschine nicht mehr sauber geworden.


Wir waren übrigens sehr positiv überrascht, was den Strandbesuch betraf. Nirgends waren Schilder aufgestellt, dass Hunde verboten seien oder an der Leine bleiben müssten. Da wir im vergangen Jahr an der Nordsee andere Erfahrungen gemacht hatten, waren wir für das Thema schon etwas sensibilisiert. Umso schöner war es auf dem beinahe leeren Strand die anderen Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern zu beobachten, die sich stürmisch in die Wellen stürzten. Kaito ist da ja eher der vorsichtige Typ und steckt allenthalber mal die Pfoten ins Wasser. Aber bitte nicht bis weiter als zu den Knien.
Nach dem Strandbesuch ging es dann weiter zu unserer nächsten Unterkunft. Leider war die Anfahrtsbeschreibung etwas spannend und auch die Koordinaten für das GPS haben nicht so ganz gestimmt, wodurch wir eine Weile hilflos durch die Gegend gefahren sind. Der Versuch, über die Telefonnummer im Kontakt Unterstützung zu erhalten, erwies sich ebenso als trügerisch. Nachdem wir das dritte Mal weitergeleitet wurden und ich zehn Minuten in der Warteschleife festhing, hat mir die Dame am anderen Ende auch nur die Anfahrtsbeschreibung vorgelesen, die wir ohnehin schon vorliegen hatten. Wir haben uns dann mit Google-Maps beholfen und schließlich das Cottage doch noch glücklicherweise gefunden. Immerhin war Kaito während der ganzen Zeit super entspannt in seiner Box gelegen.
Endlich angekommen wurde erst einmal die neue Unterkunft begutachtet. Sehr positiv war, dass der Garten eingezäunt (mit richtigen, hohen Zäunen) war. Das war leider schon der einzige Pluspunkt des Cottages. Ansonsten waren wir eher etwas enttäuscht. Wir hatten aber schließlich nicht vor, hier für immer einzuziehen.
Kaito durfte also erst einmal eine Runde durch den Garten toben und hat dabei den Zaun auf die kleinsten Schwachstellen überprüft. Er ist dabei erschreckend zielstrebig vorgegangen und wir waren froh, dass mein Partner vorher noch zwei Schwachstellen mit herumliegendem Holz ausgebessert hatte. Nach dem Abendessen haben wir auch gleich noch die Umgebung erkundet und das war dann auch der nächste positive Aspekt: Es gab einen See, gleich ums Eck, um den wir in den kommenden Tagen immer unsere Morgen- und Abendrunden gedreht haben. Außerdem lag auf der anderen Straßenseite, nur ein paar hundert Meter entfernt, ein Schloss, an dem wir auch das eine oder andere Mal vorbeispaziert sind.



Am nächsten Tag haben wir gleich meine zwei Hauptziele in der Gegend um Inverness in Angriff genommen: Das Culloden-Battlefield und die Clava Cairns. Zu unserer Freude ließ sich beides super in einer Wanderung vereinen und so konnten wir nach der langen Fahrt am Vortag eine ordentliche Runde zu Fuß unterwegs sein. Das Wetter war uns ebenfalls gewogen und belohnte unsere Wanderung mit reichlich Sonne. Wer sich ein bisschen für die Geschichte Schottlands interessiert, sollte auf jeden Fall mal einen Abstecher auf das Culloden-Battlefield machen. Zwar ist es inzwischen recht touristisch überlaufen, aber sobald man etwas abseits des Visitor Centres unterwegs ist, hat man wieder seine Ruhe. Auch die Clava Cairns waren beeindruckend und sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass wir die einzigen an diesem Tag waren, die zu Fuß dorthin unterwegs waren. Ansonsten gab es recht viele Busse, die den nahegelegenen Parkplatz ansteuerten.


Den nächsten Tag wollten wir etwas ruhiger angehen (auch um das Knie meines Partners etwas zu schonen) und so fuhren wir nach Inverness. Leider konnte wir das Inverness Castle wegen Bauarbeiten nicht besuchen. Der Spaziergang entlang des Ness war allerdings sehr schön. Die Stadt selbst hingegen würde ich nicht unbedingt als sehenswert bezeichnen, vielleicht lag das aber auch daran, dass wir generell nicht so viel mit Städten am Hut haben. Für das Mittagessen haben wir dann im zweiten Anlauf sogar ein Restaurant gefunden, in das wir Kaito mit hineinnehmen durften. Die Bedienung hat uns sogar Hundekekse an den Tisch gebracht und Kaito war wirklich entspannt, was uns sehr gefreut hat. Die Ruhe hielt allerdings nicht allzu lange an, als dann ein weiteres Paar mit Hund hereinkam und dieser Kaito angeknurrt hat. Als sie dann auch noch direkt am Nachbartisch Platz genommen hatten, war es eher ein Kampf. Wir waren dann froh, als wir aufgegessen hatten und wieder gehen konnten. Vielleicht würden wir das nächste Mal lieber doch ohne Kaito essen gehen – für seinen und unseren Frieden.
Nach Inverness sind wir dann noch mal nach Nairn an den Strand gefahren und haben diesen dieses Mal in entgegengesetzter Richtung erkundet. Wer lange Strandspaziergänge mag, dem kann ich Nairn nur wärmstens empfehlen. Wir sind kilometerweit fast niemandem begegnet. Auf dem Weg haben wir uns noch einen Kaffee im Harbour Café geholt. Kaito durfte freudig an der langen Schleppleine vorausrennen, hat das Salzwasser angetestet – und es für ungenießbar empfunden – und durfte einfach mal wild durch die Gegend tollen.



Am nächsten Tag sind wir dann mal wieder eine schöne große Runde wandern gewesen, dieses Mal im Glenmore Forest Park. Spontan haben wir dann die Runde noch verlängert, da wir schneller als erwartet unser Ziel erreicht haben und sind über den Meall a‘ Bhuachaille gewandert, einem etwas höheren Hügel. An dieser Stelle kann ich nur jedem eine ordentliche Windjacke empfehlen, der die Hügelkuppen oder Munros in Schottland erklimmen möchte. Der Wind, der dort oben um einen herumpeitscht ist wirklich nicht zu unterschätzen. Wir sind dann auch recht zügig wieder auf der anderen Seite abgestiegen. Kaito war auch nicht so begeistert von den Sturmböen, die dort oben herrschten. Zwar hat es beim Abstieg dann noch mal angefangen zu regnen, aber genauso schnell hat das Wetter auch wieder umgeschlagen und bis zum Auto waren unsere Klamotten schon wieder getrocknet.






Die nächste Wanderung hat uns dann zum Coronation Cairn bei Cromdale geführt. Dazu durften wir einige Schafsweiden passieren. Im Vorfeld hatte ich gelesen, dass viele Hunde womöglich die Schafsköttel essen würden, da hatten wir bei Kaito aber wirklich Glück. Nur einmal hat er sich versucht, darin zu wälzen, sein Vorhaben habe ich aber gerade noch rechtzeitig erkannt und konnte ihn davon abhalten. Auch wenn ihm die Duftnote vielleicht gefallen hätte, wir wären nicht so begeistert gewesen. Wie schon am Vortag wurde uns, oben am Coronation Cairn angekommen, ganz schön der Wind um die Ohren gepustet und nach einer kurzen Pause im Windschatten der aufgetürmten Steine ging es dann wieder hinunter und weiter auf dem Rundweg.



Um eine kleine Pause einzulegen haben wir den darauffolgenden Tag mit einem weiteren Strandspaziergang gefüllt. Dazu sind wir wieder nach Nairn gefahren, haben uns ein weiteres Mal mit Kaffee und heißer Schokolade eingedeckt und sind dann einfach so weit am Meer entlangspaziert, bis wir keine Lust mehr hatten. Der Wind hat dabei Sandwolken um unsere Füße geweht und der wolkenverhangene Himmel hat eine wunderschöne Stimmung gezaubert. Wer sagt, dass das Meer nur bei Sonnenschein schön ist, irrt meiner Meinung nach.


Nach diesem eher ruhigen Tag sind wir dann am nächsten Morgen mit dem Auto nach Inverdruie gefahren. Von dort aus sind wir eine schöne Seenrunde gewandert. Erst ging es am Lochan Mor vorbei und dann weiter nach Loch An Eilein und der Ruine des Eilein Castle, dessen Überreste auf der kleinen Insel zu sehen waren. Die meiste Zeit waren wir tatsächlich allein unterwegs und und nur bei letzterem See waren ein paar mehr Besucher, denen wir begegnet sind, da es in der Nähe einen größeren Besucherparkplatz gab.





Damit war unsere Woche in dem Cottage auch schon wieder vorbei und unsere nächste Unterkunft auf der Isle of Skye wartete auf uns. Da wir aber erst am frühen Abend dort ankommen konnten, beschlossen wir noch eine Wanderung am Loch Ness zu machen. Unser Auto stellten wir dazu in Invermoriston ab. Schon die Anfahrt war traumhaft schön, da wir die ganze Zeit einen wunderbaren Blick auf den Loch Ness zu unserer Linken hatten. Von Invermoriston aus ging die Runde den Hügel hinauf und dann über den Viewcatcher zwischen den Hügelkuppen hindurch und wieder zurück. Bei dieser Runde hat Kaito wohl auch das erste Mal die Pause richtig genutzt und sich währenddessen eng an uns gekuschelt ausgeruht. Er wird eben doch mit dem Alter und der Erfahrung etwas vernünftiger und wuselt nicht mehr ganz so viel herum, wenn wir uns mal zwischendurch hinsetzen.





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